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SC Wedding muss DWL verlassen


4. Juni 2018


Die Deutsche Wasserball Liga (DWL) wird in der kommenden Saison ohne die Mannschaft des SC Wedding stattfinden. Der Berliner Kiezclub sieht sich dazu gezwungen, nicht für den Wettbewerb zu melden. Grund dafür sind rechtliche und finanzielle Risiken, die für den Verein untragbar sind.


Irgendwie hatte keiner damit gerechnet, dass es tatsächlich so kommen könnte, aber nun ist es Fakt: Der SC Wedding muss sich aus der Deutschen Wasserball Liga zurückziehen. Die Spieler des Vereins wurden am Montagmittag über den entsprechenden Vorstandsbeschluss informiert. Der Clubvorstand sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da anhaltende finanzielle und rechtliche Unwägbarkeiten von Seiten des Verbandes und der Liga eine erneute Meldung zu riskant gemacht hätten. Die Entscheidung soll jetzt frühzeitig Klarheit für die Spieler in Bezug auf die kommende Saison bringen. Wie man als Mannschaft weiterverfährt, will man im Kiez in den kommenden Tagen diskutieren.


Zum Hintergrund: Der Deutsche Schwimmverband (DSV) fordert von Teams in der Bundesliga die Aufstellung von drei Jugendteams in den Altersklassen U12, U14, U16 oder U18. Pro fehlender Jugendmannschaft wird eine Strafe von 5.000 Euro fällig. Weitere Pönalen verhängt der Verband für fehlende A-Lizenzen bei Trainern oder beispielsweise für Schwimmbecken, die nicht einer bestimmten Norm entsprechen.


Da der SC Wedding nach einem größeren Umbruch im Verein erst vor zwei Jahren eine grundsätzlich neue Jugendstrategie aufgestellt hat, wurden zeitweise zu wenig Nachwuchsteams für die Verbandsforderungen gemeldet. Der Verein wurde daher jetzt mit einer Strafsumme belegt, die für die nächsten Spielzeiten aufsummiert auf fast 20.000 Euro anwachsen könnte. Hinzu kommt bei dreimaliger Verfehlung des Jugend-Kriteriums ein möglicher Lizenzentzug. Diesem Risiko wollte man als Vorstand im Interesse des gesamten Vereins aus dem Weg gehen.


„Ich bin natürlich sehr enttäuscht“, kommentierte Sören Mackeben, der die Mannschaft in der vergangenen Saison zum dritten Mal in Folge zu einer Top-12-Platzierung in der Liga und ins Viertelfinale des Deutschen Wasserballpokals geführt hatte. „Es tut mir vor allem sehr leid für unsere Spieler, die sich in den letzten Jahren so reingehauen haben, dass wir uns trotz Mini-Etat sportlich zeigen konnten. Die Entscheidung unseres Vorstandes, der ja nun mal für 600 Mitglieder Verantwortung trägt, kann ich aber absolut verstehen.“


Unter der Regie des ehemaligen Nationalspielers Mackeben hatte der SCW eine neue Jugendoffensive gestartet, warb Unter-Zwölfjährige für den Wasserballsport im Kiez an und öffnete eine Wasserball-Arbeitsgemeinschaft an zwei Weddinger Grundschulen. Im kommenden Jahr wird Wedding wohl erstmals seit mehreren Jahren wieder Jugendmannschaften in den Altersklassen U10, U12 und U14 anmelden können.


"Diese Leistungen basieren auf der Arbeit von vielen Ehrenamtlern und dem Engagement von Freizeitspitzensportlern“, sagt Mackeben. „Jetzt entfällt dem Verein mit unserer Bundesligamannschaft natürlich das Aushängeschild. Das macht die Nachwuchsgewinnung im Wedding schwieriger und torpediert letztlich all das, was wir hier aufgebaut haben. Und es schadet dem Ansehen des Wasserballs insgesamt.“


Das Problem, das die Weddinger Verantwortlichen sehen, ist eine vom Verband geforderte Professionalisierung, die nicht vorgelebt wird und die auch nicht den Realitäten der Vereine entspricht. Aus dem Mannschaftskreis gab es vor allem Kopfschütteln für die Situation. Die einstimmige Frage: Wie kann ein Verband so abstruse Strafkataloge aufstellen, dass sich ein Verein dazu gezwungen sieht, aus der DWL abzumelden, obwohl er sportlich keinen Anlass dazu hätte? Sören Mackeben kritisiert: „Letztlich ist es ein Unding, mit welch unberechtigter Arroganz die ehrenamtliche Arbeit bei uns und im Wasserballsport insgesamt   mit Füßen getreten wird.“



Foto: Nikolaey Filyakov / SCW


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